Paypal wird immer unbeliebter – aber gibt es Alternativen?

Konten werden scheinbar grundlos gesperrt, Guthaben nicht ausgezahlt oder eingefroren und deutsche Händler zur Einhaltung des US-Embargos gegen Kuba gedrängt. Immer mehr Paypal-Nutzer sind unzufrieden.

Anhänger des Anonymous-Kollektivs sind erbost über die Weigerung des weltweit agierenden Zahlungsdienstleisters, Geld zur Unterstützung des mutmaßlichen Wikileaks-Informanten Bradley Mannings auszuzahlen. Deutsche Händler sind gezwungen, zu einem anderen Zahlungsdienstleister zu wechseln, da Paypal ihnen jüngst das Konto gesperrt hat, da sie gegen das seit 1962 bestehende US-Embargo gegen Kuba verstießen. Anderen Händlern sind schlicht die von Paypal verlangten Gebühren zu hoch. Schließlich gibt es eine ganze Reihe privater Kunden, die gerne ohne Paypal auskommen würden, weil das Unternehmen ihnen ohne genaue Begründung das Konto gesperrt hat.

Das Unternehmen hat eine starke Position im Markt und ist sowohl bei Kunden als auch bei Händlern in vielen Ländern etabliert. Kein Konkurrent bietet aus Käufersicht vergleichbar umfangreiche Leistungen bei ähnlich hohem Komfort. Ein einzelnes Paypal-Konto genügt, um in Abertausenden von Onlineshops einkaufen zu können. Onlinehändler können so ihren Kunden auch ohne Kreditkarte einen bequemen Zahlvorgang anbieten.

Ein Paypal-Konto ist kein Bankkonto
Vielen Nutzern ist dabei nicht bewusst, welche Kontrolle über ihr Geld sie Paypal einräumen. Zwar hat Paypal eine Luxemburger Banklizenz, aber Bankkonten sind die Paypal-Konten deswegen noch lange nicht. Ein Paypal-Konto stellt eine Art personenbezogenes Treuhandkonto dar, mit dessen Verwaltung der Besitzer des Geldes Paypal beauftragt. Die Verwaltung der Konten erfolgt auf der Grundlage von Paypals allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB).

Das bedeutet einerseits, dass das Geld auf einem Paypal-Konto keineswegs so sicher wie bei einer Bank ist. Wie aus Paypals Nutzungsbedingungen hervorgeht, sind die „Guthaben auf Ihrem Paypal-Konto nicht durch das Luxemburger Einlagensicherungssystem der Association pour la Garantie des Dépôts Luxembourg (AGDL) geschützt.“ Sollte Paypal also jemals Pleite gehen, wäre das Geld auf dem Paypal-Konto vermutlich weg.

Paypal behält sich per AGB außerdem das Recht vor, Konten zu sperren oder Geld wochenlang zurückzuhalten. Ob Paypals Verhalten in solchen Fällen nach deutschen Recht überhaupt zulässig ist, müssen im Zweifel Gerichte entscheiden. Ein Verfahren aber kann lange dauern und teuer werden, zudem ist der Ausgang ungewiss. Gründe genug, nach anderen Zahlungswegen zu suchen.

Lastschrift, Rechnung, Überweisung
Im bargeldlosen Zahlungsverkehr außerhalb des Internets ist die Zahlung per Lastschrift, Rechnung und Überweisung weit verbreitet. Im Internet ist das anders. Viele Händler und Käufer scheuen die damit verbundenen Unsicherheiten. Sie fürchten, Geld oder Ware, oder beides, ohne Gegenleistung zu senden. Dazu kommt der Zeitverzug zwischen Bezahlvorgang und Auslieferung der Ware, der besonders für den Spontankauf die genannten Zahlungsverfahren unattraktiv macht.

Im Online-Handel sind Kreditkarten seit Jahren etabliertes Zahlungsmittel. Ein Nachteil besteht darin, dass nicht jeder eine klassische Kreditkarte mit monatlicher Abrechnung bekommt. Wer ein zu geringes Einkommen oder eine negative Schufa-Auskunft vorzuweisen hat, hat das Nachsehen.

Eine Alternative zu den klassischen Kreditkarten sind die seit einiger Zeit auch in Deutschland verfügbaren Prepaid-Kreditkarten. Sie funktionieren ähnlich wie Prepaid-Karten für Mobiltelefone: Erst wird die Karte aufgeladen, dann kann das Geld per Karte ausgegeben werden. Die Zahlungsabwicklung erfolgt dabei in der Regel über eines der großen Kreditkarteninstitute Visa oder Mastercard.

Um eine solche Prepaid-Kreditkarte zu bekommen, ist weder ein Bonitätsnachweis noch eine Schufa-Auskunft nötig. Einen Nachteil gegenüber den klassischen Kreditkarten haben sie allerdings: Sie können nur dort eingesetzt werden, wo es eine Online-Verbindung gibt. Dasselbe gilt allerdings auch für Paypal. Schließlich muss bei jeder Zahlung überprüft werden, ob genügend Geld auf dem Kartenkonto ist. Diese Einschränkung hat aber auch ihr Gutes: Die Missbrauchsmöglichkeiten beim Verlust der Karte sind erheblich eingeschränkt.

Einen Überblick über solche Karten bietet die Website Prepaid-Kreditkarte.com. ADAC-Mitglieder sollten sich einmal die ADAC-Clubmobilkarte ansehen, die der ADAC in Zusammenarbeit mit der Landesbank Berlin seinen Mitgliedern anbietet.

Paysafecard
Eine Besonderheit unter den Prepaid-Kreditkarten stellt die seit 2000 existierende Paysafecard dar. Damit sind im Prinzip anonyme Zahlungen möglich, was von einer Reihe von Politikern in der EU kritisch gesehen wird. Die Paysafecard wird in Form von Guthabenkarten an weit verbreiteten Verkaufsstellen (zum Beispiel Tankstellen) vertrieben. Erfolgte Zahlungen werden von der Karte anhand des Kartencodes abgebucht. Ist das Guthaben verbraucht, muss eine neue Karte gekauft werden. Eine Guthabenabfrage ist jederzeit über das Internet möglich.

Allerdings ist die Zukunft der Paysafecard ungewiss. Wie der Deutschlandfunk am Montag berichtete, will die Bundesregierung per Gesetz alle Möglichkeiten zum anonymen Bezahlen im Internet abschaffen. Begründet wird das mit der Bekämpfung der Geldwäsche.

Geldkarte
Wenig durchgesetzt hat sich bislang die seit rund 15 Jahren existierende Geldkarte (Motto: „Wie Kleingeld. Nur besser.“). Sie ist dazu gedacht, kleinere Beträge ohne Münzen zu bezahlen, hat aber viele Einschränkungen. Zum einen lässt sich die Karte nur in Deutschland einsetzen. Zum anderen kann sie höchstens mit 200 Euro aufgeladen werden, was für größere Online-Einkäufe unzureichend ist. Schließlich ist der praktische Einsatz der Karte vergleichsweise aufwendig. So wird auf Käuferseite ein geeignetes Chipkartenlesegerät der Sicherheitsklasse 3 benötigt, um im Internet mit der Geldkarte bezahlen zu können.

Neben den Kreditkartenanbietern haben sich in aller Welt unterschiedliche E-Payment-Anbieter als Dienstleister zur Zahlungsabwicklung für Online-Shops etabliert. Diese ermöglichen ganz ähnlich wie Paypal das bequeme Bezahlen im Internet. Die meisten dieser Anbieter operieren allerdings aus rechtlichen Gründen nur auf nationaler Ebene.

Je nach Anbieter erfolgt die Bezahlung durch Überweisung vom registrierten Bankkonto, durch Lastschrift oder Belastung der Kreditkarte. Die Bezahlung per Rechnung ist zum Teil auch möglich, selten jedoch beim ersten Einkauf in einem Online-Shop. Je nach gewähltem Verfahren, ist die Bezahlung über diese Dienste nur bedingt in Echtzeit möglich – eine Lastschrift dauert nun einmal länger als eine Kreditkartenbuchung.

Click&Buy & Co.
Zu den seit geraumer Zeit etablierten E-Payment-Anbietern gehören Click&Buy, Giropay und Sofortueberweisung. Von den genannten bieten Click&Buy und Giropay ihre Leistungen zum Teil auch außerhalb von Deutschland an.

Deutsche Banken stehen der Nutzung von Sofortueberweisung.de bisher kritisch gegenüber. Die bei diesem Dienst erforderliche Weitergabe von PIN- und TAN-Zahlen verstößt ihrer Meinung nach gegen die Nutzungsbedingungen für Bankkonten.

Google Checkout
Google-Nutzern steht der Dienst Google Checkout zur Verfügung. Wie die meisten anderen Dienste bietet Google Checkout gebührenfrei an. Statt Gebühren für die Zahlungsabwicklung zu kassieren, sammelt Google Informationen über die Einkäufe der Verbraucher. Seit kurzer Zeit gibt es mit Google Wallet eine Variante von Checkout, die das Bezahlen per Mobiltelefon ermöglicht. Bisher beschränkt sich die Unterstützung allerdings auf ein einziges Smartphone-Modell.

Amazon Payments
Auch der Onlinehändler Amazon hat mit Amazon Payments einen E-Payment-Dienst im Programm. Dabei wird das Amazon-Konto für die Abwicklung von Bezahlvorgängen nicht nur bei Amazon, sondern auch bei anderen Onlineshops benutzt.

Im Wettbewerb ergreifen die Anbieter drastische Maßnahmen: Die großen Drei – eBay mit Paypal, Google mit Checkout und Amazon mit Payments – schließen wechselseitig die Nutzung der Konkurrenzangebote aus. Kundenfreundlichkeit sieht anders aus. Die EU-Kommission wäre vielleicht gut beraten, sich des Problems anzunehmen.

Kreditkarten und E-Payment-Dienste sind praktisch, wenn es darum geht, in einem Onlineshop zu bezahlen. Sie eignen sich allerdings wenig bis gar nicht dafür, Geldgeschäfte zwischen Privatpersonen online abzuwickeln, wie es typischerweise bei Auktionsplattformen der Fall ist. Eine der Stärken von Paypal ist es ja, die Zahlungsabwicklung zwischen privaten Käufern und Verkäufern („Person-to-Person Payment“, P2P-Payment) auf einfache Art und Weise zu ermöglichen.

Die Nachfrage nach derartigen Angeboten wollen nun auch Konkurrenten von Paypal bedienen. Die Anzahl der Anbieter ist in den vergangenen Jahren stark gestiegen und es ist schwer geworden, die Übersicht zu behalten. Hier finden Sie eine Auswahl der größeren Anbieter.

Moneybookers

Moneybookers ist ein britisches Unternehmen, das in diesem Markt tätig ist. Der Empfang von Geld ist bei Moneybookers kostenlos, dafür wird eine Gebühr auf die Überweisung erhoben.

Mastercard Moneysend
Von den bekannten Größen im Kreditkartengeschäft ist Mastercard mit dem Moneysend-Dienst am erfolgreichsten. Der Dienst ist bereits 2009 gestartet und in vielen verschiedenen Ländern für unterschiedliche Plattformen verfügbar. So können Nutzer sich beispielsweise elektronisches Geld via Mobiltelefon überweisen.

Visa Popmoney
Visa hat im April dieses Jahres in Zusammenarbeit mit den Zahlungsdienstleistern Cashedge (Angebot Popmoney) und Fiserv (Angebot Zashpay) begonnen, einen P2P-Payment-Dienst in den USA anzubieten. Pläne für eine internationale Expansion sind noch nicht bekannt, sie dürfte aber in Vorbereitung sein. American Express hat in den USA kurz nach Visa einen eigenen P2P-Payment-Dienst namens Serve angekündigt. Auch Serve ist vorerst auf die USA beschränkt.

Amazon Webpay
Amazon bietet in den USA mit Webpay einen eigenen P2P-Payment-Dienst auf der Basis von Amazon Payments an. In Deutschland ist das Angebot noch nicht verfügbar.

Flattr
Begrenzte Leistungen bietet der Flattr-Dienst des ehemaligen Pirate-Bay-Betreibers Peter Sunde. Damit lassen sich Geldspenden an kostenlose Internetangebote verteilen. Das Geld fließt über ein bei Flattr angelegtes Konto, auf das man vorab Geld einzahlen muss.

Bitcoin
Noch sehr jung ist das Angebot von Bitcoin. Die so genannte Hackerwährung funktioniert dezentral – und an allen Banken vorbei. Ob daraus jemals für Online-Händler ernstzunehmendes E-Geld wird, muss sich noch zeigen. Aktuell ist Bitcoin kaum mehr als ein spannendes Abenteuerspiel mit ungewissem Ausgang.

Fazit
Weder ist Paypal perfekt, noch gibt es die perfekte Alternative. Pauschale Empfehlungen für das eine oder andere Zahlungsverfahren fallen schwer. Händler sollten sich über die Kosten der einzelnen Verfahren informieren und anhand ihrer individuellen betriebswirtschaftlichen Bedürfnisse kalkulieren, was sich für sie rechnet. Dabei sollten sie auch die reale Möglichkeit der Kontosperrung durch Paypal berücksichtigen.

Für Käufer scheinen Kreditkarte oder Prepaid-Kreditkarte die am besten geeigneten Zahlungsmittel zu sein. Das gilt zumindest beim Einkauf im Ausland. Wer sich für die Prepaid-Variante entscheidet, kann auch das Risiko eines Kreditkartenmissbrauchs durch Dritte begrenzen, denen die Kreditkartennummer in die Hände fällt.

Matthias A. Walter, http://www.tec4net.com
EDV-Sachverständiger und Datenschutzauditor

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