Chronik der Datenskandale

Missbrauch von Verbraucherdaten und kein Ende: Namen, Adressen, Geburtsdaten und sogar Kontonummern von Millionen von Bürgern kursieren auf dem ebenso riesigen wie lukrativen Schwarzmarkt für persönliche Daten.

12. August 2009:
NDR-Reportern gelingt es nach eigenen Angaben innerhalb weniger Stunden, im Internet tausende Datensätze für wenige hundert Euro zu kaufen. In den Datensätzen sind neben Namen, Adressen, Telefonnummern und Geburtsdaten auch Bankverbindungen enthalten gewesen. Insgesamt wurden den Reportern zwei Millionen Daten angeboten. Der Bundesdatenschutzbeauftragte Schaar erklärt, die Aufsichtsbehörden seien angesichts der Masse illegaler Daten auf dem Schwarzmarkt überfordert.

3. Juli 2009:
Unter anhaltender Kritik von Fachleuten und Politikern verabschiedet der Bundestag das neue Datenschutz-Audit-Gesetz. Es sieht Kontrollen der Datenschutzpraxis bei Unternehmen vor, sofern diese sich freiwillig dazu verpflichten. Sie sollen ein Siegel erhalten, mit dem sie werben dürfen. Die Weitergabe personenbezogener Daten bleibt aber nach wie vor ohne Einwilligung der Betroffenen erlaubt.

20. Mai 2009:
Auch bei der HSH Nordbank wird ein Datenleck bekannt: Ein Mann gibt an, seit November 2008 in unregelmäßigen Abständen E-Mails mit sensiblen Daten von Bankkunden erhalten zu haben. Die E-Mails sollten demnach eigentlich an die Deutsche Wertpapierservice-Bank übermittelt werden und enthielten sowohl die Namen als auch die Guthaben der Bankkunden. Die HSH Nordbank spricht von menschlichem Versehen.

27. Januar 2009:
Eine weitere Datenpanne bei der Deutschen Telekom: Mehrere hundert Daten von Neukunden waren über einen einfachen Internet-Link tagelang für Jedermann abrufbar. Ein Telekom-Sprecher spricht von einem „höchst ärgerlichen Betriebsfehler“.

10. Dezember 2008:
Die Bundesregierung reagiert – nach Meinung von Verbraucherschützern allerdings zu zögerlich: Sie beschließt einen Gesetzentwurf, wonach ein neues Gütesiegel für sichere Adresshändler mehr Verbraucherschutz bringen soll.

6. Dezember 2008:
Nach einem Bericht der „Wirtschaftswoche“ müssen im Extremfall drei Viertel aller Haushalte befürchten, dass ihre Bankverbindungen illegal im Umlauf sind. Dem Blatt zufolge wurden Bankdaten von rund 21 Millionen Menschen für knapp zwölf Millionen Euro angeboten.

26. November 2008:
Weitere tausend Datensätze von Telekom-Kunden sollen in den Besitz dubioser Adresshändler und Callcenter gelangt sein. Die Telekom wollte die Betroffenen anschreiben sowie rechtliche Schritte ergreifen.

4. Oktober 2008:
Der Datenskandal bei der Telekom weitet sich aus: 17 Millionen Datensätze von Mobilfunkkunden sind dem Konzern im Jahr 2006 gestohlen worden. Die Staatsanwaltschaft sei seinerzeit umgehend informiert worden, erklärt der Konzern. Auch habe man die Sicherheitsvorkehrungen verschärft.

19. August 2008:
Der Daten-Skandal erreicht die Deutsche Telekom: Ein Call-Center in Bremerhaven soll sich illegal Zugriff auf Datenbanken verschafft und diese an Dritte weiterverkauft haben.

18. August 2008:
Ein Praxistest der Verbraucherzentrale zeigt, wie einfach es ist, illegal an Daten heranzukommen. Ein Rechercheur kaufte innerhalb weniger Stunden für 850 Euro eine Sammlung von sechs Millionen Datensätzen, die größtenteils Kontonummern enthielten. Die Verbraucherzentrale in Schleswig-Holstein erhält unterdessen erneut eine CD mit persönlichen Daten von mehr als einer Million Bürger.

15. August 2008:
Ein Datendieb stellt sich in Hannover der Polizei. Er soll der Süddeutschen Klassenlotterie (SKL) etwa 2,5 Millionen Datensätze gestohlen und sie dreimal verkauft haben.

12. August 2008:
Der Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein wird anonym eine CD mit mehr als 17.000 sensiblen Kontodaten Tausender Bürger zugespielt. Eine Firma aus Viersen soll diese Daten unter anderem an Call-Center weiterverkauft haben.

Matthias Walter, http://www.tec4net.com

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Quellen und Links:

http://www.rp-online.de