Kontosperrung und Schäden durch übergriffige Scans in der Microsoft-Cloud

Malik erlebte eine schockierende Situation: Plötzlich war sein Microsoft-Konto gesperrt, was dazu führte, dass er den Zugriff auf wichtige Daten verlor. Er konnte nicht mehr auf seine E-Mails, Kalender oder Kontakte zugreifen, und auch die OTP-Schlüssel, die er für andere Konten mit Microsoft Authenticator erstellt hatte, waren nicht mehr verfügbar. Zudem war sein Laptop, der mit BitLocker verschlüsselt war, betroffen, und er konnte den Wiederherstellungsschlüssel nicht erreichen, da dieser im Onlinekonto gespeichert war. Dies führte dazu, dass Malik seine lokalen Dateien verlor. Auch auf seine OneDrive-Daten konnte er nicht mehr zugreifen, einschließlich seiner Fotosammlung, Arbeitsunterlagen und privaten Dokumente.

Microsoft erklärte die Sperrung seines Kontos mit der Begründung: „Wir haben Aktivitäten festgestellt, die gegen unseren Microsoft-Servicevertrag verstoßen.“ Dabei war Malik unschuldig, da die Sperrung durch einen Algorithmus ausgelöst worden war, der ein harmloses Foto seines Neffen, das aus einem Urlaub stammte, als verdächtig einstufte.

Immer wieder kommt es vor, dass große Plattformen wie Google, Microsoft, Amazon oder Apple Konten ohne Vorwarnung sperren. Die Gründe für diese Sperrungen sind oftmals undurchsichtig, und der Support-Prozess gestaltet sich für viele Nutzer als unbefriedigend. Besonders in Fällen, in denen ein Verdacht auf die Verbreitung von Kinderpornografie besteht, erfolgt die Sperrung ohne jegliche vorherige Ankündigung, was zu einer dramatischen Beeinträchtigung der betroffenen Personen führen kann.

Ein Fachanwalt für Urheber- und Medienrecht, erklärte, dass es bei solchen Sperrungen in Deutschland klare rechtliche Anforderungen gibt: Der betroffene Nutzer muss über die Sperrung informiert werden und muss die Möglichkeit haben, sich zu äußern, bevor eine endgültige Entscheidung getroffen wird. Wenn diese Anforderungen nicht erfüllt sind, kann die Sperrung als rechtswidrig angesehen werden. In anderen Fällen, beispielsweise bei der Verbreitung von Kinderpornografie, kann eine sofortige Sperrung ohne Vorwarnung erfolgen, da es sich um einen schwerwiegenden Grund handelt.

Malik erfuhr erst über ein Jahr nach der Sperrung, als er von der Polizei mit dem Vorwurf konfrontiert wurde, kinderpornografisches Material verbreitet zu haben. Der Grund für diese Anklage war ein missverstandenes Foto seines Neffen. Trotz dieser Missverständnisse konnte Malik die Situation aufklären und das Verfahren wurde schließlich eingestellt. Doch sein Microsoft-Konto blieb weiterhin gesperrt. Microsoft teilte ihm mit, dass die Sperrung aufgrund eines besonders schweren Verstoßes unumkehrbar sei, was Malik stark belastete.

Trotz der schlechten Erfahrungen ist es in vielen Fällen möglich, die Sperrung eines Kontos rechtlich anzufechten. Anwälte raten betroffenen Nutzern, gegen die Sperrung vorzugehen, um ihr Konto wiederherzustellen. Die Chancen stehen besonders dann gut, wenn der Verdacht des Verstoßes gegen die Nutzungsbedingungen unbegründet war. Sollte der Anbieter nicht reagieren, kann eine einstweilige Verfügung erwirkt werden, um die Sperrung zu verhindern.

Um zukünftige Probleme zu vermeiden, empfiehlt es sich, die digitale Identität auf mehrere Anbieter zu verteilen und regelmäßig Backups der gespeicherten Daten anzufertigen. Auch die Nutzung eines Passwortmanagers und die Verwendung mehrerer Anbieter für unterschiedliche Dienste kann helfen, den Verlust von wichtigen Daten zu verhindern. Es bleibt jedoch zu betonen, dass trotz der verteilten Nutzung von Onlinediensten, lokale Backups und eine vorsichtige Handhabung von persönlichen Daten entscheidend sind, um die digitale Identität langfristig zu sichern.

Als Datenschützer empfehlen wir dringend, auf Dienste zu verzichten, die die Privatsphäre ihrer Nutzer nicht respektieren oder bei denen eine Zustimmung erforderlich ist, die es den Anbietern erlaubt, die Nutzung der Dienste durch umfangreiche Scans und unklare Zustimmungsprozesse zu stark einzuschränken. Solche Praktiken können die Kontrolle der Nutzer über ihre eigenen Daten erheblich beeinträchtigen.

Angesichts der Tatsache, dass Microsoft bereits angekündigt hat, ab Windows 11 auch Inhalte auf den Endgeräten der Nutzer zu scannen, raten wir dazu, auf datenschutzfreundlichere Betriebssysteme wie Linux umzusteigen. Diese bieten eine größere Kontrolle über die eigenen Daten und gewährleisten eine höhere Transparenz und Sicherheit.

 

 

Matthias A. Walter, http://www.tec4net.com

EDV-Sachverständiger | Auditor für Datenschutz und IT-Sicherheit


Quellen und Links:

Datenschutzberatung durch tec4net
https://www.tec4net.com/web/datenschutz

Auflistung DSGVO-Bußgelder
https://it-news-blog.com/?cat=370

Artikel bei Heise
https://www.heise.de/hintergrund/Automatisierte-Scans-Microsoft-sperrt-Kunden-unangekuendigt-fuer-immer-aus-7324608.html


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