Datenschutz – Google+ vs. Facebook

Wegen Datenschutz-Pannen steht Facebook immer wieder in der Kritik. Der neue Konkurrent Google+ gilt manchem da als sicherere Alternative. Aber wie datenschutzfreundlich ist das Google-Netzwerk wirklich? Sicherheitsforscher haben den Test gemacht.

Mehr als vierzig Millionen Mitglieder seit Juni dieses Jahres: Google+, das neue Online-Netzwerk aus dem Hause Google, legte einen guten Start hin. Ob der Newcomer dem Platzhirschen Facebook wirklich ernsthaft Konkurrenz machen kann, bleibt abzuwarten. Wie es um den Datenschutz bei Google+ bestellt ist, lässt sich aber jetzt schon sagen.

Anonyme Nutzer wurden gesperrt

Bei Facebook ziehen sich Datenschutzskandale wie ein roter Faden durch die Unternehmensgeschichte. „Wir haben Fehler gemacht“, gab Facebook-Chef Mark Zuckerberg kürzlich in einem Blogeintrag zu und gelobte Besserung. Aber auch Google+ hat in Sachen Datenschutz bereits Kritik einstecken müssen. Auslöser war die Sperrung von Konten, deren Besitzer anonym bleiben wollten.

Anders als etwa beim Microblogging-Dienst Twitter konnte man bei Google+ zunächst nur Mitglied werden, wenn man sich mit seinem echten Namen anmeldete. Das ist bei Facebook ähnlich. Der Unterschied: Facebook kontrolliert die Identität seiner Mitglieder meist nicht besonders gründlich. Google+ schaute genauer hin und sperrte anonyme Nutzer.

Lohnt sich der Wechsel zu Google+?

Die Klarnamendebatte ist abgehakt. Google will künftig auch Pseudonyme und Spitznamen erlauben. Lohnt es sich also für jemanden, der Wert auf den Schutz seiner Privatsphäre legt, nun zu Google+ zu wechseln? Die beiden Sicherheitsforscher Shah Mahmood und Yvo Desmedt vom University College London (UCL) haben den Datenschutz bei Google+ unter die Lupe genommen. Lob und Kritik halten sich die Waage.

So bemängelten die Forscher, wie bei Google+ mit hochgeladenen Fotos umgegangen wird. Metadaten, die in den Bilddateien enthalten sind, werden beim Hochladen nicht entfernt. Solche Daten enthalten Angaben zum verwendeten Kameramodell oder geben Auskunft, wann ein Foto aufgenommen wurde. Sie können aber auch die Koordinaten des Ortes verraten, an dem das Foto entstand.

Verräterische Daten in Fotos

Das ist nicht ganz ungefährlich. Denn anhand solcher Metadaten lässt sich unter Umständen die Adresse eines Google+-Nutzers ermitteln. Einen Warnhinweis gibt es beim Hochladen der Fotodateien nicht, monieren die Forscher. Bei Facebook werden Fotos dagegen automatisch von verräterischen Metadaten „gesäubert“.

Lob bekam Google+ dafür, dass Daten nur verschlüsselt übertragen werden – erkennbar an dem „https“-Präfix in der Webadresse. Das ist bei Facebook anders. Facebook verschlüsselt standardmäßig nur die Daten, die bei der Anmeldung gesendet werden. Alle anderen Informationen werden im Klartext durchs Netz geschickt und können etwa in einem öffentlichen WLAN mit wenig Aufwand abgehört werden.

Probleme mit Geburtsnamen

Bei Facebook kann man über Listen festlegen, wer welche Inhalte sehen darf. Seine Nachrichten kann man mit allen Freunden teilen, dabei aber bestimmte Freundeslisten herausnehmen. Anders bei Google+. Mit Googles sogenannten „Circles“, Kreisen, könne man keine Gruppe ausschließen, sondern nur positiv festlegen, wer eine Nachricht erhalten soll, monieren die Forscher. Das sei umständlicher als bei Facebook.

Als problematisch stufen die Forscher ein, dass Nutzer von Google+ dazu angehalten werden, die Orte anzugeben, an denen sie früher gewohnt haben. Dasselbe gilt für die Angabe von Geburtsnamen. Findige Identitätsdiebe könnten solche Angaben nutzen, um Passworte zu knacken oder Sicherheitsfragen richtig zu beantworten, mit denen viele Webportale die Identität eines Nutzers etwa dann feststellen wollen, wenn man sein Passwort vergessen hat.

Unentschieden

Lob zollten Mahmood und Desmedt Google+ für die Möglichkeit, Kommentare jederzeit ändern zu können. Das ginge bei Facebook nicht. Im Ergebnis läuft der Vergleich beider Netzwerke auf ein Unentschieden hinaus. Für den Nutzer bedeutet das: Wer die Datenschutzeinstellungen seinen Wünschen anpasst und nicht gedankenlos alles von sich preisgibt, ist mit beiden Netzwerken in etwa gleich gut bedient.

Matthias A. Walter, http://www.tec4net.com

EDV-Sachverständiger und Datenschutzauditor

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Quellen und Links:

Video des ZDF zum löschen der Accounts
http://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/video/1512790/Ausstieg-aus-Netzwerken-zu-kompliziert

Informationen rund um den Datenschutz
http://www.it-sachverstand.info/web/0000009e4104057e1/index.html

tec4net schafft Rechtssicherheit im Unternehmen durch Datenschutzberatung